Mein liebenswerter Gentleman

Tommy holte ich im Februar 1989 aus dem Tierheim Wuppertal
Vorwinkel. Er hatte mich ausgesucht, denn als ich an seinen Käfig kam sprang er sofort nach vorne und streckte mir sein Köpfchen entgegen, so dass ich ihn streicheln sollte.

Als ich weiter ging um mir noch andere Katzen anzugucken, da ich ja gerne ein schwarzes Kätzchen haben wollte, maunzte er laut, also ging ich erstmal wieder zu ihm und streichelte ihn erneut.

Nun wollte ich aber weiter doch es ging mit seiner Maunzerei erneut los.

Es kamen andere Leute an seinen Käfig und ich konnte beobachten das er in die hinterste Ecke vom Käfig sprang, so dass ihn keiner berühren konnte.

Es kam eine hibbelige Frau rein mit einem Transportkorb, worin sich eine bildschöne Katze befand, die total verängstigt guckte.
Ihre Worte waren "die ist mir zu wild ich möchte sie wieder abgeben und eine andere dafür haben".

Mein Herz zog sich zusammen und ich sah, wie sie auf Tommy zusteuerte.

Er drückte sich ganz feste in die hinterste Ecke.
Schnell ging ich zu seinem Käfig und sofort kam er zu mir.

"Du bist mein" sagte ich zu ihm!!!!

Ich suchte die Tierpflegerin, um ihr zu sagen, dass ich den getigerten Kater mit den weißen Stiefelchen haben möchte.

Jetzt kam das Problem, ich hatte mein Geld zu Hause vergessen und es war zu spät, es noch zu holen, da das Tierheim gleich zumachte, Wertsachen wollten sie auch nicht solange von mir nehmen.

Auf meine Frage ob sie ihn zurück behalten bis ich morgen wieder komme, meinte die Tierpflegerin, das es ihr leid tun würde, aber falls sich eher jemand melden würde, müsste sie ihn abgeben, da sie ja nicht weiß, ob ich auch wirklich wieder kommen würde.

Das Bangen begann immer gingen mir in der Arbeit die Bilder durch den Kopf, die sich da abgespielt hatten.

Direkt nach Feierabend fuhr ich sofort wieder ins Tierheim mit 20 DM in der Tasche - und da saß er.

Mein Tommy!!!!!!!!!!

Die Tierpflegerin nahm ihn aus seinen Käfig und gab ihn mir auf den Arm, er verkroch sich unter meine Haare und überglücklich nahm ich ihn mit in sein neues Zuhause.

Tommy war von Anfang an auf mich fixiert, ich durfte mit ihm alles machen, er vertraute mir blindlings und ich enttäuschte ihn in seinem Vertrauen zu mir niemals.

Wenn Besuch kam, ging er im Schlafzimmer auf den Kleiderschrank und kam nur mal ab und zu, um zu gucken, wo ich war.

Er ließ sich aber von Fremden nicht anfassen. Erst ganz spät im Alter hatte er es mal zugelassen.

Er war ein Prachtkerl und so gut wie nie krank. Einmal hatte er einen losen Zahn gezogen bekommen. Von Zahnstein bis ins hohe Alter keine Spur, einmal hatte er sich einen Nerv eingeklemmt.
Er war sehr zärtlich und hatte niemals seine Krallen benutzt, wenn es ihm zu viel war stand er auf und ging.
Bäuchleinkraulen und Küsschen am Kinn waren seine Leidenschaft.
Auch hatte er nie etwas in der Wohnung zerstört, und machte Jerry Blödsinn passte Tommy auf.
 
Im Jahr 2005 wurde ich sehr krank, so dass ich nicht arbeiten konnte und meine Worte waren, dass es Schicksal sei, da ich Tommy nicht mehr lange haben werde. So sollte ich deshalb an zu Hause gebunden sein, um die restliche Zeit die mir mit ihm, bleibt noch "zu genießen".

Da ich durch meine Krankheit erstmal nur liegen konnte genoss Tommy die Zeit mit mir auf der Couch in vollen Zügen.
Er fühlte sich sichtlich wohl, dass ich jetzt jede Minute bei ihm war.

Im Gegenzug gab er mir Kraft und ich danke ihm heute noch dafür das ich ihn hatte!!!!

Immer wenn ich seelisch am Boden war guckte ich ihn an und sagte: "Tommy für Dich bin ich gerne krank!" dann schnurrte er ganz laut.

Nach 10 Monaten schmerzhaften Kampf ging es mir wieder besser und fing mit meiner Eingliederung an. Diese dauerte recht lange, da ich nur langsam die Stunden aufbauen konnte.

Im Oktober hatte ich es dann geschafft, nun bekam ich meinen Resturlaub und so war Tommy nicht alleine.

Am 20.10.2006 - zwei Tage nach meinem Geburtstag - ging es Tommy auf einmal sehr schlecht.
Er lag viel und schlief, als er am Abend aufstehen wollte, sackte er mit seiner Pfote ein und mir wurde klar, dass ich mich auf einen Abschied vorbereiten musste.

Als Achim von der Arbeit kam sagte ich ihm, dass es an der Zeit ist mit Tommy zum Tierarzt zu fahren. Er glaubte mir nicht und meinte, dass es ihm bestimmt gleich besser gehen würde.

Als Tommy von der Couch sprang hatte er kaum Kraft sich abzufangen und kam mit seinem Kinn bald auf dem Boden an.
Mir war klar, dass es jetzt so weit war.

Wir zogen uns an. Tommy war immer bei mir, er schwankte, ich nahm ihn vorsichtig auf den Arm, brachte ihn in seinen Transportkorb.

Jeder der sein Tier liebt, weiß wie furchtbar diese Fahrt zum Tierarzt ist.

Als wir dort ankamen es war 20 Uhr in der Nottierklinik in Nächstebreck.
Die Tierärztin war sehr lieb und einfühlsam und sie sagte was ich befürchtet hatte, dass es besser für ihn wäre, ihn einzuschläfern.

"Oh,lieber Gott dachte ich nimm mich mit!"

So schwer es mir auch fiel und ich das Gefühl hatte, jemand reißt mir mein Herz aus der Brust, wich ich nicht von Tommy's Seite und blieb bei ihm, bis sein Herz aufgehört hatte zu schlagen.

Ich danke meinem Tommy für die schönen Jahre die wir zusammen hatten, in meinem Herzen lebt er weiter und eines Tages, da glaube ich feste daran, werden wir uns wieder sehen!!!!!